Projekt: Sprache und Gewalt
„[J]eder falsche Ton zerschneidet sie, jedes schiefe Wort geht durch sie hindurch, jede verachtungsvolle Bemerkung [...] trifft sie ins Mark, und sie kann das nicht mehr vergessen.“
Elfriede Jelinek in: FaustIn and out
Aufbauend auf den Forschungsschwerpunkt „Geschlecht und Gewalt“ widmet sich der Forschungsschwerpunkt „Sprache und Gewalt“ einem zentralen Aspekt im Werk Elfriede Jelineks: der sprachlichen Unterdrückung, Marginalisierung und Ausgrenzung in zunehmend antidemokratischen, autokratischen und totalitären Systemen.
Das Projekt „Sprache und Gewalt“ startet mit einer prozesshaft strukturierten Arbeitsgruppenphase, in der die grundlegenden Positionen Elfriede Jelineks zu Gewalt in / mit / durch Sprache herausgearbeitet und an gesellschaftspolitisch aktuellen Themen und Fragestellungen angebunden werden. Die Arbeitsgruppe setzt sich dabei aus Mitgliedern der Universität Wien, der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, International Scientific Partners des interuniversitären Forschungsnetzwerks wie auch aus weiteren interdisziplinären Expert*innen und Kooperationspartner*innen zusammen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppenphase werden in einem Joint Experience Camp in kooperativen und offenen Formaten zusammengetragen. Darüber hinaus hat das Joint Experience Camp das Ziel, weiterführende Fragestellungen für die folgenden Arbeitsschwerpunkt zu formulieren.
Nach der Analyse und Diskussion der zentralen Positionen Elfriede Jelineks präsentiert der zweite Arbeitsschwerpunkt künstlerisch-wissenschaftliche Manifeste aus den Bereichen der Literatur, des Musiktheaters, der Performance/des Tanzes und der bildenden Kunst. Hierbei soll der Ist-Stand hinsichtlich der Interdependenz von Sprache und Gewalt befragt und zugleich ein Ausblick auf ein wünschenswertes Soll oder Muss gegeben werden. Die künstlerisch-wissenschaftlichen Manifeste befassen sich mit sprachlichen Mechanismen der Unterdrückung, Marginalisierung und Ausgrenzung, dem Zusammenhang zwischen Sprache und Demokratie, Dynamiken des (Ver-)Schweigens und der Sprachlosigkeit sowie den subversiven Möglichkeiten der Künste.
Im dritten Arbeitsschwerpunkt folgt die Weitung auf eine internationale Perspektive, bei der herausgestellt werden soll, inwiefern die Mechanismen der sprachlichen Gewalt auch auf globaler Ebene vergleichbare Ausprägungen finden. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den USA, Japan, Brasilien und Indien wie auch auf der Frage, welche Sichtweise Jelinek in ihrem Werk auf diese Länder entwickelt und wie diese mit den lokalen Realitäten und Diskursen in Verbindung gebracht werden können. In diesem Zusammenhang untersucht der Schwerpunkt die Schnittstelle zwischen Sprache und Gewalt, die mit Prozessen der Antidemokratisierung, der Autokratisierung, mit dem Totalitären und den unterschiedlichen Ausprägungen des Rechtspopulismus einhergehen.
Der vierte Arbeitsschwerpunkt fragt nach Formen der sprachlichen Gewalt im Kontext des Digitalen und der sozialen Medien. Hier steht einerseits die Frage im Mittelpunkt, inwiefern es sich bei diesen Phänomenen der sprachlichen Gewalt um eine Fort- bzw. Weiterführung von gesellschaftlichen Gewaltstrukturen handelt, ob damit eine gemeinsame Genese / Ursachen / Wirkungen festgestellt werden kann. Andererseits beschäftigt sich der Schwerpunkt mit der Rolle der sozialen Medien, die als Katalysatoren für sprachliche Gewalt in Erscheinung treten.
Methodisch setzt der Forschungsschwerpunkt auf prozesshafte Abläufe und wissenschaftlich-künstlerische Arbeitsgruppen sowie interdisziplinäre und internationale Symposien und Workshops mit dem Ziel, innovative Forschungspositionen und experimentelle Forschungsformate und -ansätze an den Schnittstellen von Wissenschaft und Kunst voranzutreiben.
Die Ergebnisse der Projektarbeiten werden laufend im Open Access auf der Homepage des Interuniversitären Forschungsnetzwerks Elfriede Jelinek sowie auf dessen Portal zu Wissenschaft und Kunst öffentlich gemacht.
DIE FÜNF ARBEITSGRUPPEN
1. SPRACHLICHE MACHTSTRUKTUREN UND SOZIALE UNGLEICHHEIT
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe
- Ass.-Prof. Dr. Rosemarie Brucher (Zentrum für Wissenschaft und Forschung, Prorektorin, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
- Ass.-Prof. Dr. Anke Charton, MA (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Universität Wien, Österreich)
- Mag. Dr. Susanne Hochreiter (Institut für Germanistik, Universität Wien, Österreich)
- Prof. Dr. Brigitte E. Jirku (Germanistik, Universitat de Valéncia, Spanien)
- Univ.-Prof. Dr. Stefan Krammer (Institut für Germanistik, Universität Wien, Österreich)
- em. Prof. Ruth Wodak (Department of Linguistics and English Language, Lancaster University, England)
Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe
12.4. & 26.4.2024
Online-Diskussion
Sprachliche Machtstrukturen und soziale Ungleichheit durch Sprache
Mit Rosemarie Brucher und Stefan Krammer, moderiert von Paulina Schmid-Schutti
2. DEMOKRATIE UND SPRACHE
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe
- Univ.-Prof. Hajo Boomgaarden, PhD (Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Universität Wien, Österreich)
- Mag. Noemi Fischer (Fakultät Darstellende Kunst, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
- Prof. Dr. Brigitte E. Jirku (Germanistik, Universitat de Valéncia, Spanien)
- Ao. Univ.-Prof. i.R. Dr. Monika Meister (Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften, Universität Wien, Österreich)
- Univ.-Prof. Jolantha Seyfried (Fakultät Darstellende Kunst, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
- Univ.-Prof. Mag. Dr. Norbert Christian Wolf (Institut für Germanistik, Universität Wien, Österreich)
Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe
23.4.2024
Online-Diskussion
Sprache und Demokratie
Mit Jolantha Seyfried und Noemi Fischer, moderiert von Paulina Schmid-Schutti
3. SPRACHLICHE TABUS, ZENSUR UND SELBSTZENSUR
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe
- Mag. Dr. Ruth Bohunovsky (Departamento de Polens, Allemal e Letras Clásicas, Universidad Federal do Paraná, Brasilien)
- Univ.-Prof. Dr. Karoline Exner (Studiengang Schauspiel, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
- Prof. Dr. Artur Pelka (Instytut Filologii Germańskiej, Uniwersytet Łódzki, Polen)
- Univ.-Prof. Mag. Dr. Dr. Oliver Rathkolb (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, Österreich)
Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe
16.4.2024
Statement
Formen des Schweigens. Vom Mythos historischer Unschuld bis zum Verstummen der Betroffenen
Von Oliver Rathkolb
4. HATE SPEECH IN DER DIGITALITÄT
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe
- Prof. Dr. Birgit Nübel (Deutsches Seminar, Leibniz Universität Hannover, Deutschland)
- Ao. Univ-Prof. i. R. Mag. Dr. Christoph Reinprecht (Institut für Soziologie, Universität Wien, Österreich)
Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe
5. JELINEKS SPRACHKRITIK: TRADITION UND VORGEHENSWEISE
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe
- Ass.-Prof. Dr. Uta Degner (Institut für Germanistik, Paris Lodron Universität Salzburg, Österreich)
- Univ.-Prof. Steffi Hofer (Studiengang Schauspiel, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
- Assoz. Prof. Mag. Dr. Hildegard Kernmayer (Institut für Germanistik, Universität Graz, Österreich)
- Univ.-Prof. Joonas Lahtinen, MA PhD (Fakultät Darstellende Kunst, Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Österreich)
- Mag. Mag. Dr. Gabriele Michalitsch (Institut für Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien, Österreich)
- Prof. Monika Szczepaniak (Institut für Kulturwissenschaften, Uniwersytet Kazimierza Wielkiego w Bydgoszczy, Polen)
Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe
10.4. & 19.4.2024
Online-Diskussion
Jelineks Sprachkritik: Tradition und Vorgehensweise
Mit Gabriele Michalitsch, Steffi Hofer und Uta Degner, moderiert von Paulina Schmid-Schutti
DIE VIER ARBEITSSCHWERPUNKTE
1. STRUKTURELLE GEWALT & NEOKONSERVATIVE NARRATIVE
20.9.2024
Joint Experience Camp
Kooperative Erarbeitung der Ergebnisse der Arbeitsgruppenphase und weiterführende Orientierung
Mit: Ruth Bohunovsky, Rosemarie Brucher, Anke Charton, Karoline Exner, Noemi Fischer, Magdalena Hoisbauer, Brigitte Jirku, Hildegard Kernmayer, Helga Klug, Stefan Krammer, Gabriele Michalitsch, Claudia Schojan und Veronika Steinböck
2. SUBVERSION UND EMPOWERMENT DURCH SPRACHE
23.9., 30.9., 21.10. & 21.11.2024
Wissenschaftlich-künstlerische Veranstaltungsreihe
SPRACHE.MACHT.GESCHLECHT - Manifeste gegen sprachliche Gewalt
gemeinsam mit dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum, in Kooperation mit dem Kosmos Theater und der Volksoper Wien
3. SPRACHE & GEWALT IN ÖSTERREICH, JAPAN UND IM GLOBALEN ZUSAMMENHANG
29.11., 30.11. & 1.12.2024
Interdisziplinäres Symposium
SPRACHE.MACHT.GEWALT Elfriede Jelinek im globalen Kontext
in Kooperation mit der Tokyo Metropolitan University, dem Österreichischen Kulturforum Tokio und dem Seminar für österreichische Gegenwartsliteratur in Japan
4. SPRACHLICHE GEWALT IN DER DIGITALITÄT
Frühjahr 2025
Interdisziplinäres Symposium
in Planung
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN DES PROJEKTS
Neben seinem zentralen Kooperationspartner, dem Elfriede Jelinek-Forschungszentrum, wird das Projekt in Kooperation mit folgenden Institutionen durchgeführt:
- Departamento de Polens, Allemal e Letras Clásicas, Universidad Federal do Paraná, Brasilien
- Departement of Languages, Vellore Institute of Technology, Indien
- Deutsches Seminar, Leibniz Universität Hannover, Deutschland
- Fachbereich Musikwissenschaft, Universität Bayreuth, Deutschland
- Instytut Filologii Germańskiej, Abteilung für Deutschsprachige Medien und Österreichische Kultur,
Uniwersytet Łódzki, Polen - Institut für Germanistik, Universitat de Valéncia, Spanien
- Institut für Kulturwissenschaften, Uniwersytet Kazimierza Wielkiego w Bydgoszczy, Polen
- School of Modern Languages, Georgia Institute of Technology, USA
- Fachbereich Germanistik, Paris Lodron Universität Salzburg
- Institut für Germanistik, Karl-Franzens-Universität Graz
- Kosmos Theater
- Österreichische Gesellschaft für Germanistik
- Volksoper Wien